Zwei Priester und eine Schule

Im Priesterhaus Bernrain wird saniert und umgebaut - Veränderungen gegenüber Botschaft werden umgesetzt

In jedem Zimmer ein Handwerker, vom Keller bis ins Obergeschoss. Die Teilsanierung des Priesterhauses Bernrain läuft auf Hochtouren, damit der Zeitplan für den Einzug der Montessori-Schule eingehalten werden kann.

Am 3. Dezember 2023 bewilligten die Stimmberechtigten der Katholischen Kirchgemeinde die Teilsanierung des Priesterhauses mit 80 Prozent und damit einen Baukredit von 1,75 Millionen Franken. Seit Ostern wird gebaut, dem in der Abstimmungsbotschaft definierten Ziel, dass «keine luxuriösen Annehmlichkeiten, sondern eine kostengünstige und einfache Variante umgesetzt wird», hat Priorität. «Der Teilumbau wurde so konzipiert, dass wir uns für die Zukunft alle möglichen Nutzungsoptionen offenhalten und die grösstmögliche Flexibilität besitzen. Mit kleinen Eingriffen wollen wir auch die Situation der Bewohner in den oberen Stockwerken verbessern», hiess es in der Botschaft. Aber es hat doch einige Änderungen gegeben, teilweise auf Anregung der Stimmberechtigten an einer Informationsversammlung, teilweise aus kantonalen Vorgaben.

Zwei neue Wohnungen
«So wurde beschlossen, im ersten und zweiten Obergeschoss für Priester Josef Gander und Kaplan Joseph Palliyodil je eine Wohnung einzubauen», erklärt Verwalter Simon Tobler auf der Baustelle. Mit eigenen Küchen, WC und Badezimmer. Im Abstimmungsprojekt wurde davon ausgegangen, dass die beiden unteren Geschosse für die Bedürfnisse der Montessori-Schule umgebaut und saniert und in den Obergeschossen nur geringe Massnahmen getroffen werden sollen.

«Der Kanton verlangte erst nach vorliegen der Baubewilligung Massnahmen zum Erdbebenschutz», so Simon Tobler weiter. Das habe zur Folge gehabt, dass der Liftschacht betoniert und nicht wie vorgesehen gemauert werden musste. Der Kanton habe auch Radonmessungen angeordnet, Lüftung und Dampfsperrungen seien zusätzlich eingebaut worden. «Ob diese zusätzlichen Vorgaben zu Mehrkosten führen, kann ich derzeit noch nicht sagen», sagt der Verwalter. Aktuell hoffe er, dass der Kreditrahmen ausreiche.

Böse Überraschung
Beim Bau seien weitere Überraschungen aufgetreten. Beispielsweise bei den Stromleitungen. «Es gab ganz verschiedene Pläne, wo diese im Gebäude zu finden sind, das selbe trifft für Wasserleitungen zu». Wo es gehe, werde Alt und Neu verbunden, «die bestehenden alten Heizkörper in den Räumlichkeiten der Montessori-Schule werden von der neuen Erdwärmesonden versorgt». Unerfreulich sei gewesen, dass «deutlich mehr asbestbelastetes Material entsorgt werden musste, insgesamt waren es fünf Tonnen».

Auf der Baustelle sind in fast jedem Zimmer Handwerker anzutreffen. Baumeister, Sanitärler, Elektriker, Maler, Trockenbauer, alle Bereiche arbeiten parallel und verfolgen damit das Ziel, zumindest der Montessori-Schule den Einzug Mitte August möglich zu machen. Diese benötigt weiterhin das Erdgeschoss, die Aussengarage und neu die Zimmer im Untergeschoss als Ausbildungsräumlichkeiten. Ausserdem nutzt sie die Küche für den Mittagstisch. Im Schuljahr 2023/24 unterrichtete die Schule 13 Kinder und für das Schuljahr 2024/25 haben sich bereits vier weitere Kinder angemeldet. Die Schule möchte in Zukunft von der 1. bis zur 6. Klasse bis maximal 36 Kinder unterrichten. «Die Montessori-Schule wird einen marktüblichen Mietzins zahlen», so die Botschaft.

Traditionelle Klosterform
1919 eröffnete der Orden der Redemptoristen eine Ordensniederlassung in der Gemeinde Emmishofen. 1928/29 baute die Kirchgemeinde Emmishofen das Hilfspriesterhaus Bernrain. Das Haus wurde deshalb Hilfspriesterhaus genannt, weil die Patres als Aushilfspriester in den Pfarreien von Emmishofen und Kreuzlingen sowie im Thurgau und darüber hinaus tätig waren. Das neue Hilfspriesterhaus wurde von den Redemptoristen bezahlt. In einem Vertrag wurde festgehalten, dass die Katholische Kirchgemeinde Emmishofen das Darlehen zurückzahlt, wenn die Redemptoristen Bernrain verlassen sollten. Architekt Albert Rimli  baute es in der traditionellen Klosterform: drei Stockwerke mit einem durchgehenden Gang, auf beiden Seiten bescheidene 16 Einzelzimmer. Dazu kamen ein Wohnzimmer, ein Sprechzimmer, eine Bibliothek; im Untergeschoss Küche und Esszimmer, Keller und Heizraum. In den 1970er Jahren wurde der Verbindungsbau zur Kirche gebaut, darüber die Hauskapelle und auf der Ostseite Garagen. Ebenfalls später gab es den Anbau der Friedhofmauer mit Waschküche, Geräteräume, zwei weitere Garagen und über den Garagen eine kleine Schreinerei. Die sanitären Anlagen blieben bescheiden: nur drei Toiletten auf vier Stockwerken, nur eine Nasszelle und eine Nasszelle mit Bad.

Zeitungsartikel von Kurt Peter in der Kreuzlinger Nachricht vom 28.06.2024